Opel - die Opelmythen - Was oft gesagt wurde, aber trotzdem nicht stimmen muss

Immer, wenn es einen Bereich gibt, in dem sich viele Menschen engagieren und viele Informationen meist nicht aus erster Hand zu haben sind, entstehen Mythen, welche lange Zeit unbewiesen ihren Weg durch die Zeit antreten.
Das bleibt natürlich auch unter Opelfahrern nicht aus, so dass der ein oder andere Mythos entstand, welcher dann bei genaueren Hinsehen so nicht mehr plausibel ist. Hier nun eine kleine Übersicht über die ein oder andere Geschichte aus dem Opelreich.

Stückzahlen
Im Astra F GSi Bereich wurde es schon thematisiert, weil sich gerade um den Astra F Caravan mit 110kw/150PS Motor hartnäckig Produktionszahlen halten, welche mit einem bisschen recherchieren nicht nachvollziehbar sind.

Im Internet kursieren Zahlen von Opel, nach denen vom Caravan 16V (Modelljahr 1994) lediglich 500 Stück gebaut wurden. Vom Caravan GSi 16V (ab Modelljahr 1995) sollen 678 Stück produziert worden seinLi1. Dies würde eine Gesamtproduktionszahl von 1178 Astra Caravan mit C20XE Motor bedeuten.
Betrachtet man sich jedoch nun die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes, dann sieht man, dass diese kolportierten Zahlen nicht die Realität widerspiegeln können. So waren am 01.01.2005 noch 1270 Astra F Caravan mit C20XE Motor* bundesweit zugelassen1. Das ergibt ein Plus von 108 Fahrzeugen 9 Jahre nach Einstellung der Produktion!
Bedenkt man, dass innerhalb von 9 Jahren einige Fahrzeuge durch Unfall, Export oder sonstige Schäden aus der Statistik fielen, dann kann man nur davon ausgehen, dass die Zahlen, die von Opel stammen sollen, einfach nur falsch sind. Und auch 2007 waren es immer noch 1119 Opel Astra F Caravan mit C20XE Motor, die auf deutschen Strassen unterwegs waren.2

Auch wenn man die zahlreichen Unterlagen zum Astra F Caravan 16V oder zum späteren Astra F Caravan GSi durchschaut, so findet man keinen Hinweis darauf, dass diese Modelle in irgendeiner Form limitiert wären.
Hier kann man exemplarisch folgende (auch interne) Unterlagen, welche Opel zu den beiden Modellen herausgegeben hat, benennen, in denen nicht über eine Limitierung geschrieben wird:

  1. Prospekt „Astra Caravan 16V“ 07.1993 Bestellnummer 01077
  2. Prospekt „Astra Caravan“ 08.1993 Bestellnummer 01065
  3. Prospekt „Astra Caravan“ 10.1994 Bestellnummer 01065
  4. Prospekt „Astra Caravan“ 03.1995 Bestellnummer 01065
  5. Produktinformation „Der neue Astra Caravan 16V“ 05.1993
  6. Produktinformation „Astra Caravan contra Golf Variant“ 12.1993
  7. Produktinformation „Opel Modelljahr 1994“ 08.1993
  8. Produktinformation „Opel Modelljahr 1996“ 06.1995
  9. Produktinformation „Astra ´95“ 08.1994
  10. Irmscher Beiblatt zu den Fahrzeugunterlagen des Astra Caravan 16V 06.1993

* - Fahrzeuge mit Typschlüsselnummer 898: nur Opel Astra F Caravan mit 110kw Motor, umgebaute und importierte Fahrzeuge behalten die alte Typschlüsselnummer bzw. erhalten eine 0000 als TSN.

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Auch mit dem Opel Vectra A Turbo wurde der Unfug mit einer limitierten Produktion versucht, allerdings lange nicht so ausgeprägt, wie es beim Astra der Fall war.
Das sollte sicherlich eher ein Kaufanreiz sein, indem man hier eine vermeintliche Limitierung benannt hatte.

Wobei hier eher andere Umstände ganz allein zu einer niedrigen Produktionszahl geführt werden haben. Im Jahr 2005 waren lediglich noch 172 Opel Vectra A Turbo deutschlandweit zugelassen.
Das hat aber sicher seine Gründe in der Anwesenheit von Calibra Turbo und Vectra A V6, welche sich die Zielgruppen für den Vectra A Turbo untereinander aufgeteilt haben. Da hatte der Vectra A Turbo sicherlich die schlechtesten Chancen.
Laut www.vectraturbo.de wurden insgesamt 2252 Fahrzeuge gebaut und davon 234 in Deutschland verkauft.

Wie beim Astra F Caravan auch, geben die wenigen Unterlagen zum Vectra A Turbo nichts zu einer Limitierung her. (Nicht) Nachzulesen u.a. hier:

  1. Prospekt "Vectra A" 10.1993 Bestellnummer 03011
  2. Produktinformation "Opel Modelljahr 1994" von 08.1993
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Namensgebung
Und wieder ist der Astra F Caravan 16V mittendrin, im nächsten Mythos.

Irrtümlicherweise wird der Astra Caravan 16V oft auch als "Irmscher Caravan" bezeichnet. Auch wenn Irmscher als Auftragnehmer für die Endmontage verantwortlich war23, offiziell benannt wurde der Caravan 16V von Opel so nie.
Warum auch? Es wurden keine Irmscher spezifischen Teile verbaut. Und neben dem Caravan 16V wurden ja durchaus auch andere Modelle bei Irmscher für Opel endgefertigt. Der Corsa A Joy z.B. oder die Calibra Color Selection Reihe. Hier käme aber keiner auf die Idee, von "Irmscher" Modellen zu reden.
Allerdings muss man natürlich auch sagen, dass die Namensgebung des Caravan 16V wenig kreativ war. Gerade auch in Anbetracht der Tatsache, dass mit dem Astra Caravan 1.8i 16V Ecotec ja noch ein weiteres 16V Modell im Angebot war...

Aber wie kommt es, dass der Caravan 16V immer in die Nähe von Irmscher gerückt wird?
Vermutlich geht das auf die beigefügten Irmscher Beiblätter zurück, welche durch Irmscher jedem Caravan 16V bei Auslieferung beigefügt wurden. Diese Unterlagen bescheinigen jedoch lediglich, dass der Astra Caravan 16V seine 16V Ausstattung bei Irmscher bekommen hat (Interessant wäre an dieser Stelle der Umfang der 16V Ausstattung, jedoch schweigt sich das Blatt dazu wiederrum aus.). Es wird weiterhin darauf hingewiesen, dass der Astra mit Irmscherteilen ausgerüstet wurde, wenn der Käufer das so gewünscht hätte. Konkret heißt es: "...und Ihren Wünschen gemäß Sonderausstattung von Irmscher erhalten hat." Mitnichten wird also von einer serienmässigen Ausstattung mit Irmscherteilen gesprochen, welche tatsächlich einen Bezug zu Irmscher, von der reinen Endmontage (wie sie eben auch auf viele Sondermodelle zutrifft) abgesehen, herstellen könnte.

Bisweilen wird als Argument ausgeführt, dass doch die hinteren Federn des Caravan 16V von Irmscher stammen. Das ist natürlich ebenso eine dünne Argumentation, dass ausgerechnet diese Federn aus dem Caravan 16V einen Irmscher machen sollen, zumal man dem nachfolgenden Astra Caravan GSi hier wiederrum einen Irmscher Kontext abspricht. Auch wenn dieser über die gleiche technische Ausrüstung, wie auch die Irmscher Begleitschreiben, verfügt. Hier schwächelt dann die Argumentation der "Irmscher Caravan" Fans dann doch ein wenig...

Und spätestens bei einem Blick in das Opel Ersatzteilprogramm wird dem geneigten Irmscher Caravan Gläubigen ein Fragezeichen über dem Kopf auftauchen. Grund ist die Verwendung der hinteren Federn. Denn hier fehlt gänzlich eine Differenzierung nach Motoren. Was ja irgendwie auch Sinn macht, da sich im hinteren Bereich sicher eher wenig zum 25 PS schwächeren Astra Caravan 1.8i 16V von 1994 geändert haben dürfte.

Ohne Frage wird es jedoch gerade beim Astra Caravan 16V, im Verhältnis zu den anderen Astra F Varianten, einen höheren Grad an Individualisierungen ab Werk gegeben haben. Dafür spricht allein schon die in fast allen Prospekten zum Caravan 16V vorhandenen großformatigen Bilder der optionalen Lederausstattung. Dazu gehören dann sicher auch praktischerweise Irmscherteile, war der Weg ja dann doch eher kurz, um diese anbauen zu lassen.

Bild unten:
Kein Irmscherteil an der Hinterachse: Auszug aus dem Opel Ersatzteilprogramm

Opel Mythen
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ECOTEC = Ecodreck?
Irgendwie lange Zeit als die "Schmuddelkinder" der Opelmotoren gebrandmarkt: die ECOTEC Motoren.

Oftmals werden beim X20XEV Motor die Augen verdreht. Weniger Leistung, mehr Elektronik, das Ganze auch bisweilen sehr fehlerfreudig (Stichwort Nockenwellensensor)... Die ersten ECOTEC Motoren hatten es nicht leicht. Gerade auch im Kontext von so Krachern, wie dem C20XE oder auch dem soliden C20NE.
Nur leider beginnt die Zeit der ECOTEC Motoren dann doch ein Stück weit eher, als mit dem X20XEV. Denn mit C18XE und C25XE begann schon die Ära der ECOTEC Motoren und die bisherigen "Family II" Motoren wurden ersetzt.
Zugegebenermaßen definierte Opel die ECOTEC Motoren anfangs etwas schwammig und konkretisierte erst später die Merkmale der ECOTEC Baureihe25, in großen Teilen trifft die Definition aber auch auf C18XE und C25XE zu.
War es 1993 lediglich die Abkürzung für eine neue Motorengeneration mit dem Wortlaut: Emission Consumption Optimized Technology, wurde ab ca. 1995 eine konkrete Definition für die ECOTEC Motoren vermarktet:

  1. 4-Ventil Technik
  2. Abgasrückführung
  3. Klopfregelung
  4. AIR Frischlufteinblasung

Opel nahm diese Merkmale dann aber nicht mehr allzu Ernst und entwickelte die Bezeichnung ECOTEC als Marketinginstrument. So wurde später in einigen Ländern auch der C20XE als ECOTEC verkauft...

Alles in Allem kann man im Nachgang die ECOTEC Familie sicher als Erfolg betrachten. Gerade auch, was die Verwendbarkeit in den Opel Modellreihen angeht, oder aber auch die technischen Entwicklungen, die sich ergaben. Sei es der X20XER oder auch der X25XEI Motor.

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Klimaanlage Vectra A
Mit Einführung des Vectra A im Modelljahr 198926 und auch noch im Modelljahr 199027 gab es im Vectra A eine Klimaanlagenbedienung, welche sich deutlich von den späteren Variante unterschied, und welche auch nicht in die übliche Opeldesignsprache passte.
Vielmehr wurde hier eine Variante der Klimabedienung aus dem Cadillac Cimarron oder dem Pontiac 6000 in farblich leicht geänderter Ausführung verbaut.
Was betriebswirtschaftlich vollkommen schräg ist: die gesamte technische (Unterdruck)Steuerung der Klima unterscheidet sich deutlich von der dann später in Vectra A (und Calibra) verbauten Klimaanlagensteuerung mittels Bowdenzügen. Logistisch und auch entwicklungstechnisch sicher ein enormer Aufwand für wenig Effekt...

Oftmals wird hier davon gesprochen, dass es sich dabei um eine Klimaautomatik handeln soll, was natürlich Blödsinn ist, da wesentliche Merkmale einer "Automatik" fehlen.
Als Erstes sicher die eigentliche "Auto" bzw. "Automatik" Taste, welche ja die automatische Funktion steuert und übernimmt. Und auch eine Voreinstellung für die Temperatur lässt sich hier eher grob vornehmen, fehlt doch auch die sonst übliche Temperaturskala. Von wesentlichen technischen Merkmalen, wie Innenraumtemperatursensoren etc. mal ganz abgesehen.

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Es ist, wie Opel in den Prospekten und Preislisten selbst schreibt, einfach nur eine Klimaanlage. Nicht mehr, nicht weniger.
Allerdings kann man mit viel Fantasie Ähnlichkeiten zu der zu jener Zeit von Audi verbauten Klimaautomatik erkennen, zumindest, was die Größe der Schalter angeht... Vielleicht rührt daher dieser Mythos.
Und: es gab tatsächlich einen Nachrüstsatz für eine Klimaautomatik für den Vectra A / Calibra. Allerdings stammt dieser vom italienischen Zubehörausrüster Diavia ("Diavia ECC") und hat tatsächlich auch die vollständige Funktion einer Klimaautomatik mit Innen- und Außensensoren.

Mit besten Dank an Tobi von der Opel Infos Seite für die zahlreichen Infos!

Bild rechts: Mann kann sich einfach nicht daran gewöhnen. Armaturenbrett des Cadillac Cimarron mit Klimaanlage.

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Das Kadett 2 Liter Cabrio - GSi oder nicht?
Opel baute von 1987 bis 1991 das Kadett GSi Cabrio mit 2 Liter Motor28-32. Ab Modelljahr 1992 wurde aus dem Kadett GSi 2.0i Cabrio dann aber das Opel Cabrio Edition 2.0i33-34. Das Attribut "GSi" lies Opel beim Opel Cabrio vollkommen weg und sparte sich auch einige charakteristische Ausstattungsmerkmale des GSi.

Es fehlten u.a.:

  1. Motorhaube mit Lufteinlässen
  2. Digitaltacho
  3. Check Control Anzeige
  4. GSi Seitenbeschriftung

Das Sportgetriebe war jedoch auch weiterhin an Bord.

Opel selbst weist in den Prospekten zu den Cabrios bis einschliesslich Modelljahr 1991 ausführlich auf die GSi Ausstattung hin. Danach spart man sich jeglichen Hinweis auf das vormalige Spitzenmodell (z.B. Prospekt "Cabrio Edition" von August 1991 - siehe Bild) und stattet ja sogar das Cabrio Edition 1.6i mit den Stoßfängern des GSi aus.

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Die Opel Cabrios und Bertone
Immer wieder interessant, wie die Beziehung zwischen Opel und Bertone betrachtet wird. Bertone ist vielen Menschen tatsächlich nur als Designbüro bekannt, dabei war die Designsparte nur ein Teil. Auch das Werk "Carozzeria Bertone S.p.A." zur Herstellung von Fahrzeugen war Teil von Bertone und produzierte eine Vielzahl von Modelle für verschiedene Hersteller.
Ähnlich wie z.B. auch bei Karmann wurden eigene Entwürfe, wie auch Fremdaufträge produziert und Teils unter eigenen Namen (Bertone X1/9) oder unter dem Namen des jeweiligen Auftraggebers angeboten.
Ab 1987 nutzte auch Opel den Namen Bertone, um auf die Besonderheit des Produktionsorts hinzuweisen. Die Cabrioausführung des Kadett E wurde schliesslich von Bertone produziert.

Jedoch, das Design des Cabrios entstand bei Opel. Bertone war hier tatsächlich nur der Produzent, der bei Entwicklung und Design eher nur marginal Einfluss nehmen konnte.

Opel wird dann auch nicht müde, auf diesen Umstand hinzuweisen.
Kadett E - "Die offene Herausforderung" Produktinformation zum Kadett E Cabrio von Februar 1987:
"Bertone, so heißt es, hätte das Cabrio gern selbst entworfen."

Kadett E - Technische Neuheiten Information - Produktangebot Kadett Cabrio vom November 1986:
"Es ist vom OPEL Design-Team entworfen und wird von der Firma Carrozzeria Bertone, Grugliasco (Turin) gebaut." (siehe auch Bild)

Kadett E - Prospekt "Kadett GSi Cabrio" vom März 1987:
"Kein geringerer als Bertone - unter Cabrio-Kennern als exclusive Adresse geschätzt - fertigt Europas jüngstes Cabrio-Vergnügen nach Opels Entwurf und Qualitäts-Maßstab."

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Auch beim Astra G Cabrio und Coupe dürfte sich die Geschichte des Kadett E Cabrio wiederholt haben. Opel selbst entwirft das Design, Bertone baut die Fahrzeuge im Auftrag Opels zusammen.

Und tatsächlich schreibt Opel dann auch beim Astra G Cabrio wieder und wieder, dass Bertone zwar die Cabrios produzierte, das Design jedoch bei Opel entstand.

In "Start - Das Opel Magazin" Ausgabe 01/2001 heißt es auf Seite 20: "Wir konnten das Verdeck vollständig in der Verdeckwanne verschwinden lassen... (...), freut sich der stellvertrende Opel Chefdesigner Martin Smith, verantwortlich für das Styling aller Fahrzeuge in der Kompaktklasse."

Und auch die Prospekte hielten mit dieser Info nicht hinterm Berg:

Astra G - Prospekt "Das neue Astra Cabrio" vom Dezember 2000 / Januar 2001
"Erdacht bei Opel. Erschaffen bei Bertone. (...)"

Astra G - Prospekt "Das neue Astra Cabrio" vom Februar 2001
"Erdacht bei Opel. Erschaffen bei Bertone. (...)"

Auch in den späteren Prospekten findet sich diese Floskel dann auch immer wieder.

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Und wie ist das beim Astra F Cabrio?

Hier sieht das tatsächlich anders aus. Opel schrieb im holprigen Deutsch im ersten Prospekt tatsächlich "(...) ...entstand die "bügellose" klassische Cabrio-Linie aus dem Hause Bertone." (Prospekt Astra F Cabrio von April 1993 Bestellnummer 01078). Und auch später wird der Hinweis darauf, dass das Cabrio bei Bertone entstanden sei, prominent an erster Stelle platziert. So steht im Astra F Cabrio Prospekt von August 1993 (Bestellnummer 01079): "In den berühmten Ateliers des Designers Nuccio Bertone ist ein Cabrio entstanden, (...)."
Hier kann man sicher schon hineininterpretieren, dass das Design des Astra F Cabrio unter erheblicher Mitwirkung Bertones entstand. Wenn man so möchte, war der Höhepunkt dieser Entwicklung dann auch sicher das Cabrio Sondermodell "Bertone Edition", welches üppig ausgestattet bei Bertone vom Band lief und welches es in dieser Konstellation auch nur einmalig gab.

Und auch nach dem Facelift des Astra F zum Modelljahr 1995 wird Opel nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Bertone das Design des Cabrios massgeblich beeinflusst hat.
Im Astra Cabrio Prospekt von August 1995 (Bestellnummer 01079) heißt es: "Nichts stört die Freiheit nach oben, nicht einmal ein Bügel. Den hat der italienische Car-Designer Bertone weggelassen, um die klassische Linie nicht zu unterbrechen." - siehe Bild

Nüchtern betrachtet ist die Beziehung zwischen Opel und Bertone dann sicherlich eine Geschäftsbeziehung, wie sie halt in der Autobranche üblich ist.
Opel suchte einen Hersteller, der eine Serie produzieren kann, welche zu klein für das normale Werk ist, aber eben auch keine Kleinserie ist.
Irmscher, die sich ja auch für die Fertigstellung des Astra F Caravan 16V verantwortlich zeigten, und auch diverse Sondermodelle produzierten und ausrüsteten, werden für die sich abzeichnende Produktionskapazität und auch Komplexität zu klein gewesen sein. Karmann war bereits mit Volkswagen und Ford im Geschäft, so dass die Auswahl an geeigneten Unternehmen überschaubar wurde. Ein Desaster, wie mit der Opel GT Produktion wollte man auf Grund der Entwicklungskosten auch nicht riskieren, so dass Bertone möglicherweise die einzige und beste Option war.

Schlussendlich war es sicher nicht die schlechteste Wahl, bei Bertone produzieren zu lassen, war man dort doch geübt in der Herstellung hochwertiger Fahrzeuge. Und auch wenn Bertone nach Opelstandards produzierte und die CKD Teilesätze der Fahrzeuge aus den Opel Werken kam - ein Opel "Made by Bertone" (B in der Fahrgestellnummer!) ist schon etwas Besonderes.

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Die legendäre finnische Karosserie
Auch der Calibra blieb nicht von einem Mythos verschont. Und dieser hier hält sich besonders hartnäckig, obwohl (man ahnt es sicherlich) es keine stichhaltigen Unterlagen, Aussagen oder Arbeitsanweisungen gibt, die auch nur ansatzweise für Plausibilität des Mythos sorgen könnten.

Aber um was geht es denn überhaupt?
Die grosse Nachfrage nach diversen Calibra zwang Opel dazu, Alternativen zu suchen, um die Produktion der Nachfrage anzupassen.
Fündig wurde man bei der finnischen Firma Valmet Automotive, welche bereits das Saab Cabrio produzierte und somit mit den Gepflogenheiten vertraut war, die Opel, respektive General Motors, an externe Werke stellte.

Gemeinhin unterstellt man Calibra mit einer finnischen Karosserie einen besseren Korrosionsschutz. Bisweilen sollen angeblich auch die verwendeten Materialien eine bessere Anmutung haben, als bei Calibra aus deutscher Produktion.

Das ist natürlich Unfug, denn ein externes Werk arbeitet nach den Vorgaben des Auftraggebers, in diesem Fall Opel bzw. General Motors. Opel definiert die Standards, nach denen ein Auto komplettiert wird, und gibt auch die Arbeitsschritte vor, welche bei der Fahrzeugmontage durchgeführt werden.
Es macht betriebswirtschaftlich keinen Sinn, dass Valmet Automotive von sich aus einen umfangreicheren Rostschutz am Calibra vollzog - Wer sollte die Mehrkosten an Material und Arbeitszeit bezahlen? Ebenso macht es keinen Sinn, dass Opel unterschiedliche Maßstäbe an die Qualität einzelner Werke anlegt. Wie wollte man dies dem empörten Kunden gegenüber vermitteln, wenn nach 100 000 verkauften Fahrzeugen auf einmal Unterschiede auftauchen?

Was man sicher sagen kann ist der Punkt, dass es zwischen den Werken durchaus Fertigungstoleranzen oder tagesabhängige Qualitätsunterschiede gegeben haben mag. Und sicher ist davon auszugehen, dass Valmet Automotive mit seiner Spezialisierung auf Saab Cabrio, Calibra und dann später Porsche Boxster, womöglich etwas routinierter in der Montage des Calibra war.
Davon jedoch eine deutlich bessere Qualitätsanmutung und einen besseren Rostschutz abzuleiten - das ist sicher etwas überzogen.

Noch einmal wirklich schlüssig wird auf www.calibra-team.de erklärt, warum die Haltbarkeit der finnischen Karosserie ein Mythos ist: Herstellung in Finnland - Ein Mythos?

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Kadett GSi Instrumentenausstattung
Beim Kadett GSi wird immer gemeint, dass die Ausrüstung mit einem Analogtacho Aufpreis gekostet hätte oder aber gar nicht möglich gewesen wäre.

Kurz und knapp: Nein.

Opel selbst schreibt in der internen Vorstellung "Der Kadett der 90er Jahre" von Dezember 1988 zum bevorstehenden Facelift des Kadett E, dass die LCD Instrumente wahlweis ohne Aufpreis auch durch analoge Instrumente ersetzt werden können.
Das galt natürlich auch für die nicht ganz so leistungsstarken Kadett GSi Varianten, welche Opel auch schon ab Modelljahr 1985 im Angebot hatte.

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Fortsetzung folgt...

Wer gern noch weitere Mythen und Infos beisteuern mag, einfach ein Mail schicken. Vielen Dank!

Quellennachweis:
1 Statistische Mitteilungen des Kraftfahrt-Bundesamtes Sonderheft 4 zur Reihe 2, 1. Januar 2005: Bestand an Personenkraftwagen am 1. Januar 2005
2 Statistische Mitteilungen des Kraftfahrt-Bundesamtes Fahrzeugzulassungen (FZ) Bestand an Kraftfahrzeugen am 1. Januar 2007 nach Herstellern und Handelsnamen
3 Prospekt „Astra Caravan 16V“ 07.1993 Bestellnummer 01077
4 Prospekt „Astra Caravan“ 08.1993 Bestellnummer 01065
5 Prospekt „Astra Caravan“ 10.1994 Bestellnummer 01065
6 Prospekt „Astra Caravan“ 03.1995 Bestellnummer 01065
18 Produktinformation „Der neue Astra Caravan 16V“ 05.1993
19 Produktinformation „Astra Caravan contra Golf Variant“ 12.1993
20 Produktinformation „Opel Modelljahr 1994“ 08.1993
21 Produktinformation „Opel Modelljahr 1996“ 06.1995
22 Produktinformation „Astra ´95“ 08.1994
23 Irmscher Beiblatt zu den Fahrzeugunterlagen des Astra Caravan 16V 06.1993
25 Produktinformation „Opel Modelljahr 1995“ 09.1994
26 Prospekt „Opel Vectra Sonderausstattung“ 10.1988 Bestellnummer 030??
27 Prospekt „Opel Vectra“ 09.1989 Bestellnummer 03010
28 Preise „Kadett E Cabrio“ 03.1987 Bestellnummer 01094
29 Preise „Kadett E Cabrio“ 03.1988 Bestellnummer 01094
30 Preise „Kadett E Cabrio“ 01.1989 Bestellnummer 01094
31 Preise „Kadett E Cabrio“ 01.1990 Bestellnummer 01094
32 Preise „Kadett E Cabrio“ 03.1991 Bestellnummer 01094
33 Preise „Cabrio Edition“ 08.1991 Bestellnummer 01094
34 Preise „Cabrio Edition“ 03.1992 Bestellnummer 01094
Li1 https://www.motor-talk.de/forum/irmscher-caravan-t3332898.html

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