Opel Omega B MV6

Mit Neuauflage des Opel Omega im Jahr 1994 lancierte Opel auch ein neues Spitzenmodell, welches nun so gar nicht in die Nomenklatura von GSi bis Vectra 2000 passte. MV6 wurde der neue Spitzenopel genannt, und bis heute gibt es scheinbar verschiedene Ansichten, welche Bedeutung dieses Kürzel nun haben soll.
Davon ab kreierte Opel tatsächlich ein Kraftfahrzeug, welches mit einer Komplettausstattung und einem einzigartigen Motor sich komplett von den übrigen Omega B Modellen abhob. Auch verzichtete Opel auf eine besondere Verspoilerung, wie es bis dato immer der Fall gewesen war, sorgte aber mit einer vollständigen Lackierung der Seitenschweller und Stoßfängerunterkanten dennoch dafür, dass der geübte Betrachter den MV6 trotzdem als das Spitzenmodell erkannte.

Zum Modelljahr 1998 wurde die Omega Baureihe leicht überarbeitet. Auch der MV6 bekam im Zuge dessen neue Scheinwerfer, neue Kopfstützen und weitere Kleinigkeiten verpasst.

MV6 - spezifische Ausstattung^1-8

* laut Preisliste "MV6" vom 21. August 1995 soll das Radio CCR 1000 das Radio SC 804 ersetzen, in nachfolgenden MV6 und Omega Preislisten gibt es jedoch nicht das Radio CCR 1000
** ab Modelljahr 1997 1/2 serienmässig

Innenausstattung^9-16
Im Laufe der Zeit summierte sich die Anzahl der verfügbaren Innenausstattungen auf sechs Varianten. Allerdings gab es insgesamt nur zwei verschiedene Polstervarianten. Einmal das Stoffpolster Dots, einmal Leder. Lediglich die Farbmöglichkeiten variierten und konnten in Abhängigkeit der Außenfarbe bestellt werden.

Auch verschiedene Sitzvarianten konnten im MV6 geordert werden. Hier gab es serienmässig den normalen Komfortsitz, welcher sich aber in der Steppung deutlich vom Sitz des Omega B unterschied. Ab Modelljahr 1996 konnte man Recarosportsitze in Leder schwarz bestellen. Diese entfielen bereits zum Modelljahr 1998, da mit Einzug des Seitenairbags neue Sportsitze verfügbar waren und gegen Aufpreis und nur in Verbindung mit schwarzen Leder auch im MV6 verbaut wurden.
Ansonsten war die Sitzheizung hier immer serienmässig und auch die elektrische Verstellung der Komfortsitze bot Opel beim MV6 serienmässig an.

Im Innenraum sieht man auch deutlich die permanente Weiterentwicklung des MV6 über die gesamte Bauzeit. Das Bild rechts zeigt die Ursprungsversion des Innenraums in den Modelljahren 1994 und 1995. Hier gab es nur eine manuelle Klimaanlage und Holzdekor nur vereinzelt. Ab Modelljahr 1996 war dann die Klimaautomatik mit Wurzelholzdekor in der Mittelkonsole serienmässig. (Bild unten links)
Das Bild unten mittig zeigt den Innenraum ab Modelljahr 1998. Inklusive Navigationssystem, welches bereits ab Modelljahr 1997 1/2 serienmässig geliefert wurde und den Tasten für die Lenkradfernbedienung des Radios.
Im Bild unten rechts sieht man die verschiedenfarbigen Lederausstattungen, und auch die unterschiedlichen Kopfstützen, welche vor dem kleinen Facelift zum Modelljahr 1998 verbaut wurden (offene), und welche danach genutzt wurden (geschlossene).

Komfortsitz des MV6. Serienmässig mit manuell einstellbaren Lendenwirbelstützen, elektrischer Einstellung und Sitzheizung.
Gegen Aufpreis auch mit elektronischen Memoryspeicher zur Speicherung von Sitzposition, Außen- und Innenspiegeleinstellung.

Gegen Aufpreis in den Modelljahren 1995 bis 1997: Recaro Multikontursitz. Immer nur mit Leder Ebenholzschwarz, immer mit Sitzheizung. Allerdings musste man hier auf die elektrische Sitzverstellung verzichten, bekam dafür aber beeindruckenden Seitenhalt in den schnellen Kurven.

Ab Modelljahr 1998, mit dem kleinen Facelift und der Einführung der serienmässigen Seitenairbags, entfielen die Recaro Sportsitze. Wer wollte konnte sich jetzt allerdings die Sportsitze aus dem Omega Sport gegen Aufpreis bestellen. Diese waren nicht mehr ganz so ausgeprägt sportlich, allerdings immer noch von Recaro.

Motor^1-8
Im MV6 wurde (zumindest in Deutschland) nur ein einziger Motor verbaut. Bis zum Beginn des Modelljahr 1998 kam hier exklusiv der X30XE genannte 3.0 V6 Motor zum Einsatz. Serienmässig mit einem 4-Gang Automatikgetriebe. Das handgeschaltete 5-Gang Getriebe musste explizit bestellt werden, war dann aber ohne Aufpreis.
Ab Modelljahr 1998 konnte man auch den Omega Sport, sowie das darauf basierende Sondermodell Edition Sport II mit dem 3.0 V6 Motor bestellen.

Ebenso ab Modelljahr 1998 verfügte der X30XE Motor über einen modifizierten Zylinderkopf mit optimierten Ansaugkanal, ein neues Saugrohr, eine optimierte Zündung mit neuer Programmierung des Motorsteuergeräts und einen Nachschalldämpfer mit reduzierten Staudruck¹⁹. Hieraus ergab sich ein besserer Drehmomentverlauf und ein zeitigeres Anliegen der Maximalleistung.

In Österreich war der MV6 auch mit dem 2.5TD Dieselmotor mit 96kw/130PS erhältlich.¹⁷

Vielfach wurde darüber diskutiert, dass der X30XE Motor im MV6, trotz einer Mehrleistung, kaum mehr die Fahrwerte des Omega A 3000 24V erreicht. Dabei wird tatsächlich verkannt, dass das Konzept, wie es im Omega 3000 umgesetzt wurde, Mitte der 1990er Jahre keinen großen Erfolg mehr versprach. Mit dem Golf III VR6 hat Volkswagen ein Benchmark erstellt, welches bis in die obere Mittelklasse ausstrahlte und klar zeigte, dass Diskretion und gute Ausstattung, gepaart mit einem leistungsstarken Motor, die Richtung sind, in welche sich das Konsumverhalten entwickelte. Nicht ohne Grund war der MV6 komplett ausgestattet und serienmässig mit einem Automatikgetriebe versehen. Das dies die richtige Entscheidung war, sieht man schon allein daran, dass es kaum Omega B2 mit 3.0 V6 Motor und Handschaltung gibt. Und hier kostete die Automatik Aufpreis!
Dazu kamen neue Anforderungen an die Umweltfreundlichkeit, so dass man sagen muss, dass die Fahrzeuge Omega 3000 24V und MV6 im Grunde nicht vergleichbar sind.

Motordaten bereitgestellt von www.opel-infos.de

* Omega A Caravan 24V²⁰

Technische Daten (Modelljahr 1994 / Handschalter)¹⁸

Sonstiges
MV6 oder Omega MV6 - Opel war sich nicht so richtig sicher, wie man dieses Modell tatsächlich bezeichnen wollte. Anfangs wurde der MV6 noch in einer Reihe mit seinen zahmeren Brüdern genannt und im ersten Gesamtprospekt, wie auch im MV6 Prospekt von April 1994, als Omega MV6 bezeichnet. Allerdings änderte sich das relativ schnell und bereits mit der Preisliste von November 1994 strich Opel das Wort "Omega" vollständig. Auch in den nachfolgenden speziellen MV6 Prospekten tauchte das Wort "Omega" nicht mehr auf und es war vermutlich ab Modelljahr 1995 nur noch vom MV6 die Rede.

Auch am Heck des MV6 sparte man sich den Schriftzug "Omega" und schrieb lediglich Opel MV6 (siehe Bild rechts).

Erst im Laufe des Modelljahr 1999(!) durfte der MV6 sich wieder in die Omega Familie einreihen und wurde in den Opel Unterlagen auch wieder als Omega MV6 bezeichnet.
Vermutlich wurde dann auch wieder der Schriftzug "Omega MV6" am Heck des MV6 angebracht.

Mit Ende des Modelljahr 1999 endet dann auch die Geschichte des MV6. Danach gab es keinen mehr, auch wenn der Omega dann immer noch mit dem 3.0 V6 zu haben war - ein MV6 war es nicht mehr.

Technische Besonderheiten
Um den technischen Fortschritt des MV6 zu demonstrieren, oder aber, um alle Schalterplätze in der Mittelkonsole des MV6 zu besetzen, verfügte der MV6 über ein Seitenscheibengebläse für die hinteren Seitenscheiben.
Hierzu war an der Oberseite der Türverkleidung ein kleines Gitter angebracht, aus dem durch ein Gebläse, welches in den hinteren Türen verbaut war, Luft direkt auf die Scheibe geblasen wurde.
Der Schalter befand sich in der Mittelkonsole zwischen dem Schalter der Sitzheizung Beifahrer und der Klima bzw. Eco Taste.
Über Sinn oder Unsinn dieser "Errungenschaft" ließe sich wohl, insbesondere unter dem Aspekt der serienmässigen Anwesenheit einer Klimaanlage, sicher streiten. Opel jedenfalls rationalisierte diese Einmaligkeit zum Modelljahr 1997 1/2 weg und verlegte später den Schalter der serienmässigen Traktionskontrolle auf den freigewordenen Platz, denn...

... MV6 aus dem Modelljahr 1997 1/2, welche nun über das serienmässige Navi verfügten, hatten keinen Schalter für die Traktionskontrolle mehr.
Opel spendierte dem MV6 ab Modelljahr 1997 1/2 ein Phillips Carin Navi, welches über einen separaten Monitor verfügte. Dieser wurde links neben das Radio gesetzt, allerdings befand sich hier bis dahin der Schalter für die Traktionskontrolle.
Irgendwie dauerte es wohl, bis man bei Opel eine Lösung für die Neuplatzierung des Schalters fand, so dass erst ab Modelljahr 1998 mit Entfall der Seitenscheibenbelüftung (siehe oben) ein Schalterplatz frei war.
Opel war da auch relativ emotionslos und sparte sich bei den MV6 aus dem Modelljahr 1997 1/2 einfach nur den Schalter, der Kabelbaum samt Stecker war weiterhin vorhanden und wurde einfach hinterm Navigationsbildschirm versteckt. Wer also keine TC Taste in seinem MV6 hat - einfach mal nachschauen.

Bild rechts: kein TC Schalter, keine Seitenscheibenbelüftung - auch zu Beginn des Modelljahr 1998 war das wohl scheinbar noch möglich.